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WIR von HIER
- Zehn Jahre später -

 

WIR, alte und neue Gesichter aus Breydin,

bringen in persönlichen Gesprächen zum Ausdruck,

was uns HIER bewegt.

 

 

Unter diesem Motto hat der Verein Fachwerkkirche Tuchen das Foto-Projekt von 2010 noch einmal in die Hand genommen, um ein weiteres Stück "Heimat" der Nachwelt zu hinterlassen.

Neu bei der zweiten Auflage des „WIR von HIER“ sind Interviews, die sich zu den Bildern gesellen. Das Projekt beinhaltet 60 Fotos und 14 Interviews.

 

Foto 2010

Foto 2020

 

Gelebte Gemeinschaft sind für mich die Vereine hier vor Ort. Das sind die Sachen, wo die Leute zusammenkommen im Ort.

Wir hatten hier im Ort, als ich noch Kind war, viele Jugendliche und Kinder. Wir haben hier jeden Tag zusammen gespielt, wir hatten einen Jugendklub, sowas gibt es heute gar nicht mehr. Also meine Kinder haben mit den anderen Kindern aus dem Ort kaum Kontakt.

Ich habe ja einen anderen Freundeskreis, der nicht zum Ort gehört. Die sind jetzt auch alle weit verbreitet. In Eberswalde haben wir uns in der Schule und so kennengelernt, wir treffen uns regelmäßig. Einmal monatlich jedenfalls.

Früher, nebenan war die Kneipe, sind die Leute in die Kneipe gegangen und haben sich getroffen und haben was getrunken, haben sich erzählt, da war die Gemeinschaft noch ganz anders.

Jeden Sonntag treff´ ich mich mit meiner Freundin hier. Wir starten jeden Sonntag halb zehn unsere große Runde Nordic Walking, das halten wir fest.  

Manchmal, wenn ich noch abends zum Bäcker gehe, fühle ich schon Heimat. Andere kommen jetzt nach Hause von der Arbeit, hupen, grüßen. Oder wenn ich zu meinen Eltern laufe, Bekannte treffe, wir ein wenig reden, ja, das ist schon Daheim

 

 

Diese Interviews bieten Blicke in das Gewesene, benennen Verlorenes wie Gewonnenes. Sie stehen für Dorfleben im Wandel. Jedes aus einer sehr persönlichen Perspektive.

 

Foto 2010

Foto 2020

 

Wenn "WIR" auf kleine Dörfer nich zusammenhalten, in ner Jemeinschaft, denn, ja, wer denn?

Unser Erntefest, det is richtig Arbeit, die Vorbereitung, wenn man sowat nich in der Jemeinschaft macht und mitorganisiert, dann is man hier irgendwie fehl am Platz.

Ick habe dies Jahr fuffzich Jahre Kaninchen, fuffzich Jahre! 21 Jahre organisiert und 15 Jahre stehe ich dem Verein vor.

Wir haben unserm Nachbar mal jeholfen, Kohlen rinmachen, ich hab ja´n Zwillingsbruder und denn sacht er: „Jungs, watt wollt ihr denn haben fürs Helfen, jeben möcht` ich euch watt“: „Onkel Jünter, jibste uns n Kaninchen?“ Und dett war unser Anfang.

Wenn schlechte Tage sind, meine Frau weeß, ick bin ni runter vom Gehöft, dann sitz ick hier, ick hab meine Campingstühle im Stall, da sitz ick bei de Kaninchen.

Nich nur feiern, auch Hilfe. Der Herr Kobin, hier, der is jelernter Landmaschinenschlosser, Meister, und er kann schweißen, kann ich wieder nich, hilft er mir aus. Und wenn er irgendwat hat mit den Tieren, denn helf ich ihm die Tiere gesund machen.  

Ick mach ja ooch ehrenamtlich den Friedhof in Klobbicke, muss ja eener machen, und wenn ein Bekannter mich mitkriegt, guckt er über´n Jartenzaun, ruckzuck is er da, denn machen wir een klenet Pläuschchen und so wat gehört in´d Dorf.

 

 

Die Brücke zwischen allen Interviewten ist die besondere Macht der Gemeinschaft - das „WIR von HIER“ - ohne die ländliches Zusammenleben stirbt.

Foto 2010

Foto 2020

 

Nach 26 Jahren kann ich sagen, dass wir in Tuchen zuhause sind und eine neue Heimat gefunden haben, das hätte ich so auch schon vor 20 Jahren gesagt.

Wir sind schon auf die Leute zugegangen. Die Alteingesessenen sind nicht unbedingt die, die auf einen zugehen, aber wenn man sie anspricht, sind sie in der Regel sehr offen und freundlich.

Zu Weihnachten und den Tuchener Tagen gibt’s immer ein Programm und da gehört auch ein Gottesdienst dazu, das ist immer so die Veranstaltung im Verein Fachwerkkirche, wo die meisten Leute kommen.

Es werden ja immer mal heiße Themen diskutiert, also Windenergie - ja oder nein - und das ist manchmal schwierig, da gibt es unterschiedliche Meinungen. Aber, und jetzt kommt das große Aber; Es entsteht, auch wenn Differenzen da sind, immer wieder ein gemeinschaftliches Gefühl.

Gemeinschaft ist nie ein abgeschlossenes Thema, sondern Gemeinschaft muss immer wieder gepflegt werden, und ich wünsche mir, dass es immer wieder einen oder zwei gibt, die sagen, jetzt machen wir wieder mal was.

Diese Offenheit, dass die nie versiegt und dass bei all dem Luxus und Wohlstand, den wir unterdessen haben, nicht Müdigkeit aufkommt sondern dass die Menschen immer noch Interesse haben sich zu begegnen, was Neues auszuprobieren.

 

 

Auch nach vielen Jahren sind diese Augenblicke für den Betrachter ein wertvolles Geschenk. 

 

 

Foto 2020

 

 

Der Verein Fachwerkkirche Tuchen bedankt sich bei allen Teilnehmern aus der Gemeinde. 

 

 

Ein zuverlässiger Partner bei diesem Projekt war wieder der Fotograf Frank Günther. Das Einfangen des Augenblicks zeugt von seiner professionellen Arbeit.

 

 

In entspannter Atmosphäre führte Roland Schulz die Interviews, die als Teil des Ganzen wertvolle „Schätze“ sind.

 

 

Fest im Griff hatte Dr. Aija Torkler die Leitung des Projektes, das mit Ausstellungen in Breydin und in Eberswalde erfolgreich abschließt.

 

 

Dem Förderer des Projektes, der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung, gilt unser besonderer Dank.


 

AUSTELLUNGSERÖFFNUNG:    

20. März 2021    von 13 Uhr bis 16 Uhr    Hof Schiele in Klobbicke


weitere Termine:

27. März 2021     von 13 Uhr bis 16 Uhr    Kirche in Trampe

04. April 2021    von 13 Uhr bis 17 Uhr    Fachwerkkirche in Tuchen